Intersektionalität in der Sexarbeitsbewegung
Vortrag im Rahmen der Feministischen Aktionswochen Bochum
Autorin: Jenny Künkel
Narcotic City ° Sex Crime City
In der whoroscope-Folge #intersectional – under feminist construction beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Sexarbeitsaktivismus intersektionaler werden kann. Was muss sich verändern, damit Menschen an unserer Seite kämpfen können, die neben dem Hurenstigma und rechtlicher Diskriminierung von Sexarbeit von zahlreichen weiteren Ausgrenzungen und Herrschaftsverhältnissen betroffen sind?
Dazu sprechen Akynos vom Black Sex Worker Collective sowie Starling und Cherub von Trans*Sexworks.
Sie zeigen auf, unter welchen zusätzlichen Anstrengungen sie als trans Personen, Schwarze Menschen, Alleinerziehende, Menschen aus der Arbeiter*innenklasse und/oder Straßensexarbeiter*innen arbeiten und Politik machen. Sie beschreiben, wie die COVID-Krise die Arbeitsbedingungen gerade von stärker marginalisierten Kolleg*innen verschlechtert, und erklären, was sich verändern muss.
Forderungen reichen von Sexarbeitsbewegungen, die zuhören und Posten und Redemöglichkeiten diskriminierungsfrei vergeben, bis zu eigenen Räumen für die Organisierung z.B. von trans Personen und BlPOC. An die Politik gerichtet, betonen sie, dass es sofort Notunterkünfte und Beratungsstellen, die trans Sexarbeitende willkommen heißen, braucht, ebenso wie eine staatliche finanzielle Unterstützung in Zeiten von COVID unabhängig von Aufenthaltsstatus oder Registrierung nach dem „Prostituiertenschutzgesetz“. Einem Sexkaufverbot erteilen sie eine klare Absage. Alternative Politiken, wie die gesamtgesellschaftliche Reflektion von Whiteness und Transfeindlichkeit, die Abschaffung xenophober Migrationsregime und Arbeitskämpfe gegen Ausbeutung, die sich – keinesfalls nur im Sexgewerbe – auf solchen Exklusionen stützt, werden länger dauern, sind aber nicht weniger wichtig. Dafür fordern sie die Unterstützung von Nicht-Sexarbeitenden, die ebenfalls unter Kapitalismus, Rassismus, nationalstaatlicher Ausgrenzung, heterosexistischen, transphoben, hierarchischen Geschlechterverhältnissen etc. leiden.
Wir, das sind Ruby und Velvet vom Whoroscope-Team, diesmal unterstützt von der Wissenschaftlerin Jenny Künkel, haben zugehört und laden zur gemeinsamen Reflektion, was wir von den verschiedenen Perspektiven lernen können. Wir danken den Organisator*innen der Feministischen Aktionswochen Bochum zum Frauenkampftag 2021 für die Unterstützung und die Einladung, die Seance in einer Premiere am 12.3.2021 vorzustellen.
Zwecks Barriere-Reduzierung gibt es hier die Transkripte der englischen Interviewzitate auch in deutscher Übersetzung. Alle, die weiter am Thema interessiert sind, finden die Gespräche mit Starling, Cherub und Akynos hier in voller Länge.
Gerne dürft ihr Whoroscope unterstützen – nicht zuletzt, damit weitere intersektionale Folgen entstehen können und auch Gruppen, die wir unter dem Zeitdruck vor dem Frauentag nicht mehr einbeziehen konnten, wie Migrant*innen aus Ländern jenseits des Globalen Nordens oder Drogenkonsument*innen unter Aufwandsentschädigung zu Wort kommen können.